*(Gender-Sternchen) | Die Verwendung des Gender-Sternchens ist eine von mehreren Möglichkeiten, unsere Sprache geschlechtergerechter zu machen. Statt nur von ein bis zwei Geschlechtern zu sprechen (die meisten Wörter werden vorwiegend in der männlichen Form verwendet), werden andere Optionen mitgedacht/ kommen weitere Möglichkeiten zur Sprache. Durch das Anhängen der weiblichen Form, die mit einem * vom Wortstamm getrennt ist, wird Platz für alle Geschlechter geschaffen. |
All-Gender-Toilette | Bei der Toilette für alle Geschlechter handelt es sich um die Idee, Toiletten nicht mehr nach dem Kriterium Geschlecht zu trennen. Stattdessen sollten Waschräume für alle zugänglich sein. Einzelne Kabinen bieten Privatsphäre für jede Person, egal, ob sitzend oder stehend. Ein allseits bekanntes Beispiel für solch eine unisex (alle Geschlechter)-Toilette sind die WCs in Zügen. |
allyship (engl.) | Hinter dem englischen Begriff allyship verbergen sich die Konzepte von Verbundenheit, Solidarität und Unterstützung. Ein ally ist also eine unterstützende Person, ein*e Verbündete*r, die sich mit einer Gruppe solidarisiert und diese unterstützt, ohne selbst Teil der Gruppe zu sein. |
care (engl.): self-care (engl.), after-care (engl.), Nachsorge | Es geht um (Für-)Sorge und Selbstfürsorge. Dabei steht die Idee im Mittelpunkt, dass Selbstsorge die psychische Gesundheit unterstützt. |
Coming-Out (engl.), Outing (engl.), sich outen, geoutet werden | Als Coming-Out bezeichnet man die Entscheidung, in der Öffentlichkeit selbstbestimmt und offen mit der eigenen sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität umzugehen, also Menschen davon mitzuteilen. (Dies kann sich auf einen kleinen, engen Kreis vertrauter Menschen beziehen, oder auch die größere Öffentlichkeit meinen.) Dieser Schritt ist eine sehr individuelle und persönliche Angelegenheit, die unter Umständen viel Mut erfordert. Jede inter* Person trifft selbst die Entscheidung, ob, wann und in welchem Rahmen sie von ihrer Intergeschlechtlichkeit erzählen und sie bekannt machen möchte. Über die Intergeschlechtlichkeit einer anderen Person ohne deren Zustimmung zu sprechen und sie dadurch zu outen, ist unter keinen Umständen in Ordnung! Es handelt sich um die Privatsphäre und Selbstbestimmung der jeweiligen Person. Die Formulierung kommt übrigens aus dem Englischen von „coming out of the closet“ – wörtlich: „Aus dem Schrank heraustreten.“ |
divers | Eine Eintragsmöglichkeit im Personenstand. Weitere Eintragungen sind männlich, weiblich und das Offenlassen des Eintrags. |
Dritte Option, die | Ist eine Kampagne, die eine Klage um einen dritten positiven Geschlechtseintrag begleitet hat. 2017 wurde der Beschwerde einer intergeschlechtlichen Person vor dem Bundesverfassungsgericht stattgegeben. Seit 2018 gibt es nun den Personenstandseintrag divers. |
DSD (Disorders/ Differences of Sex Development) (engl.) | Im medizinischen Kontext ist DSD seit 2003 die offizielle Bezeichnung für Intergeschlechtlichkeit. Im Deutschen wird von Varianten der Geschlechtsentwicklung gesprochen. Aus aktivistischer Perspektive wird dieser Begriff kritisiert, weil er Abweichungen von vorgegebenen Normen klassifiziert, welche mit einer Bewertung verbunden sind. |
empowerment (engl.) | Wörtlich meint empowerment Ermächtigung, Befähigung. Es geht i. d. R. aber konkret um Selbst-Ermächtigung, d. h. eigene Stärke zu finden und gestärkt leben und handeln zu können. |
Endogeschlechtlichkeit, endogeschlechtlich | Bezeichnet Menschen, deren Geschlechter in die medizinische und gesellschaftliche Norm von männlich/weiblich passen. Endogeschlechtlich sind also Menschen, die nicht intergeschlechtlich sind. |
Endokrinologie | Die Endokrinologie ist ein Teilgebiet der inneren Medizin, die sich mit Hormondrüsen, Hormonen und deren Wirkung im menschlichen Körper befasst. |
geschlechtergerechte Sprache | Mit der Verwendung von geschlechtergerechter Sprache soll erreicht werden, dass alle Personen gleichwertig angesprochen bzw. genannt werden. Sprache ist ein wesentliches Medium für die Vermittlung von Wissen und Werten. Studien zeigen, dass, wenn nur die männliche Form (generisches Maskulinum) benutzt wird, Menschen sich im Wesentlichen Männer vorstellen. Damit alle Personen angesprochen werden, kann von „Studierenden“ statt „Studenten“ gesprochen werden oder von Schüler*innen anstatt Schülern. Die sogenannte Beidnennung (Schülerinnen und Schüler) ist für eine geschlechtergerechte Sprache nicht ausreichend, da hierbei nur Männer und Frauen angesprochen werden. |
Geschlechtsverändernde Operationen | Geschlechtsverändernde Operationen bezeichnen solche operativen Eingriffe, die das angeborene Geschlecht von inter* Personen verändern. Dabei haben leider noch immer viele Operationen keinen gesundheitlichen Nutzen, sondern werden allein deshalb durchgeführt, um die geschlechtliche Variation eines inter* Menschen an die starre gesellschaftliche Norm von „männlich“/„weiblich“ anzupassen. Die Formulierungen „geschlechtszuweisend oder -anpassend“ verwenden wir deshalb nicht, da diese implizieren, dass geschlechtliche Variationen an eben diese Norm angepasst werden müssten. |
Gonaden (Keimdrüsen) | In den Gonaden (Eierstöcken/ Hoden/ Mischformen) werden i. d. R. Eizellen/ Spermien (auch bekannt als Keimzellen) sowie einige geschlechtsbezogene Hormone gebildet. |
Gonadektomie | Die operative Entfernung der Keimdrüsen (hat Unfruchtbarkeit zur Folge). |
Hermaphroditismus, Herm | Aus der griechischen Mythologie entnommener Begriff für Zweigeschlechtlichkeit. Früher ein geläufiger Begriff für Intergeschlechtlichkeit. Heutzutage wird er (genau wie „Zwitter“) als negativ wertend erachtet und deshalb nicht mehr als Begriff für Andere benutzt. Als Selbstbezeichnung hingegen, also wenn manche inter* Personen sich selbst Herm nennen, wird der Begriff als selbstbewusst verwendete Eigenbezeichnung verwendet. |
Inter* | Eine (gleichwertige) Schreibweise von Intergeschlechtlichkeit. Der Begriff Inter* hat sich aus der Community entwickelt. |
Intergeschlechtlichkeit/ intergeschlechtlich | Intergeschlechtlichkeit bezeichnet das angeborene Vorhandensein von körperlichen Merkmalen, die nicht in die binäre gesellschaftliche Norm von „männlich“ und „weiblich“ passen. |
intersex (engl.) | Intersex ist das englische Wort für Intergeschlechtlichkeit. Im Englischen bedeutet sex = (biologisches) Geschlecht. |
Karyotyp | Der Karyotyp bezeichnet in der Biologie/Medizin die Gesamtheit der genetischen Ausstattung eines Menschen. Im Vergleich zum Aussehen eines Menschen (Phänotyp) kann man den Karyotypen nicht mit bloßem Auge sehen, sondern muss zum Beispiel eine Chromosomenanalyse durchführen. |
Keimzellen | Keimzellen sind die Zellen, die von den Keimdrüsen produziert werden und für die Fortpflanzung benötigt werden (also Spermien und Eizellen). |
Non-binary (engl.)/nicht-binär | Nicht der binären Geschlechtsstruktur entsprechend. Es wird angenommen, dass es nicht nur Männer und Frauen gibt, sondern viele Geschlechter mehr. Menschen, die sich nicht einem der gängigen Geschlechter zugehörig fühlen und sich selbst individuell definieren, bezeichnen sich häufig als non-binary bzw. nicht-binär. Als Abwandlung wird häufig der Begriff enby [non-binary = nb = enby] als Selbstbezeichnung verwendet. |
Pathologisierung, pathologisieren | Die Abwertung von Verhaltensweisen, Empfindungen, Körpern, Lebensweisen o. ä. als krankhaft. Das Wort kommt aus dem medizinischen, psychologischen Bereich. |
peer (engl.), Peer-Beratung | Das englische Wort peer bedeutet gleichaltrig, gleichrangig. Wenn von Peers gesprochen wird, wird also ein Umfeld von Menschen gemeint, die ähnlich gesinnt, ähnlich alt sind. Eine Peer-Beratung ist also eine Beratung, bei der die Beratenden ähnlich sind wie die Ratsuchenden. Z. B. können inter* Personen und Angehörige intergeschlechtlicher Menschen, andere inter* Menschen und Angehörige zum Thema Intergeschlechtlichkeit beraten. Der Begriff Peer-Beratung gibt keine Auskunft über die Berufszugehörigkeit der Beratenden. |
Personenstand | In Deutschland gibt es den Sammelbegriff Personenstand. Damit sind alle Daten über Geburt, Eheschließung (Lebenspartnerschaft) und Tod und damit in Verbindung stehende familien- und namensrechtliche Daten gemeint. Zur Erfassung des Personenstandes gibt es verschiedene Register, z. B. das Geburts-, Ehe- und Sterberegister. Teil des Personenstandes ist auch die Geschlechtsangabe. In Deutschland gibt es derzeit vier Möglichkeiten: Neben den Einträgen divers, männlich und weiblich kann der Eintrag auch offen gelassen werden. |
Phänotyp | Der Phänotyp bezeichnet in der Biologie/Medizin das Erscheinungsbild eines Menschen. Dieses ist von der genetischen Ausstattung (Karyotyp) unabhängig. |
Regenbogenfamilien | Der Begriff Regenbogenfamilien beschreibt Familien, in denen mindestens ein Elternteil homosexuell, bisexuell oder trans* ist. Der Begriff entstand in Anlehnung an die Regenbogenflagge, die ein Zeichen für sexuelle Vielfalt ist. |
Resilienz | Seelische Widerstandsfähigkeit. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen ohne psychischen Schaden davonzutragen. Resilienzen können auch allgemeine (positive) Faktoren sein, die eine Person vor psychischem Schaden schützen, z. B. gute soziale Kompetenz, Durchhaltevermögen, starke Beziehungen führen zu können usw. |
Trans* | Bezieht sich auf die Geschlechtsidentität; Oberbegriff und Selbstbezeichnung von/für Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, dem sie bei Geburt zugewiesen wurden. Hierzu zählen z.B. Transgender, Transsexuelle, trans* Personen, Transidente u. a. |
Variation statt Variante | Der Begriff Variante unterstellt eine zweigeschlechtliche Ordnung. Damit wird implizit gesagt: Es gibt zwei Geschlechter – Männer und Frauen – und dann gibt es Ausnahmen zu dieser Regel, also Varianten, sprich: inter* Menschen. Variation hingegen geht von mehreren Geschlechtern aus; so sind Männer, Frauen und intergeschlechtliche Menschen allesamt Variationen. |
Viktimisierung | Durch Sprache, Darstellung u.ä. Menschen zu Opfern machen, in eine Opferrolle drängen. Das Wort steht in Anlehnung zum Englischen “victim“ bzw. zum Lateinischen “victima“. |
Zweigeschlechtlichkeit, binäre Geschlechterkonstruktion | Bedeutet die herkömmliche Aufteilung von zwei Geschlechtern: männlich und weiblich. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine naturgegebene, unumstößliche Ordnung, sondern um eine kulturell bestimmte Kategorisierung von Menschen. Menschen bestimmen beispielweise nach einer Geburt anhand körperlicher Merkmale, ob das Neugeborene als Junge oder Mädchen bezeichnet und aufwachsen wird. |
Zwitter | Veralteter, dennoch bekannter, umgangssprachlicher Ausdruck für intergeschlechtliche Menschen. Heutzutage wird er für Menschen (genauso wie „Hermaphroditismus“) als negativ wertend erachtet und deshalb nicht mehr zuschreibend verwendet. Wenn manche inter* Personen sich selbst Zwitter nennen, ist der Begriff eine selbstbewusst verwendete Selbstbezeichnung. In der inter* Gemeinschaft (oder engl. “Community“) wird das Wort als Selbstbezeichnung positiv belegt und wiederangeeignet (ebenso wie Herm – kurz für Hermaphrodit) |