Wenn Sie durch Ihren Beruf als Journalist*in oder Medienmacher*in in der Position sind, über Intergeschlechtlichkeit zu berichten, sollten Sie auf einige Dinge achten. Die Wichtigsten haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Sprechen mit – statt sprechen über
Intergeschlechtliche Menschen können Ihnen selbst am besten erklären, welche Aspekte für sie relevant sind und wie sie sich und ihre Anliegen repräsentiert sehen wollen. Informieren Sie sich bei Organisationen intergeschlechtlicher Menschen darüber, welche Begriffe verwendet werden, welche Forderungen formuliert werden und welche Themen für intergeschlechtliche Menschen besonders relevant sind. Sprechen Sie nicht über intergeschlechtliche Menschen, sondern mit ihnen.
Auch wenn viele Menschen Fragen zu den vielfach diskutierten All-Gender-Toiletten oder dem Personenstandsrecht haben, sind diese Themen für intergeschlechtliche Personen oft weniger relevant als zum Beispiel ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und gesellschaftliche Anerkennung.
Begriffe und ihre Wirkung
Vermeiden Sie negativ konnotierte Begriffe wie „Störung“, „Defekt“ oder „Fehlbildung“ und vermeiden Sie wertende Angaben wie „uneindeutig“, „zu klein/zu groß“ oder „untypisch“. Solche Begriffe bestärken die Idee, dass es vor allem „Männer“ und „Frauen“ gibt und Intergeschlechtlichkeit damit etwas Defizitäres oder Unnatürliches ist.
- Verwenden Sie stattdessen Begriffe wie „geschlechtliche Diversität“ oder „Variation der Geschlechtermerkmale“; hinterfragen Sie die Norm der Zweigeschlechtlichkeit!
Vergleiche
Vermeiden Sie Vergleiche oder Verwechslungen mit Transgeschlechtlichkeit oder Homosexualität.
- Machen Sie deutlich, dass die Intergeschlechtlichkeit eines Menschen eine angeborene körperliche Eigenschaft ist. Sie gibt noch keinen Aufschluss über die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung eines Menschen.
Vermeiden Sie außerdem Vergleiche mit anderen Kulturen, mystischen Gestalten oder der Tierwelt, um Intergeschlechtlichkeit auf diese Art zu „naturalisieren“. Dadurch vermitteln Sie, dass Intergeschlechtlichkeit etwas „Exotisches“ oder „Mystisches“ ist und nichts mit der Realität zu tun hat.
- Erklären Sie stattdessen, welche Anliegen und Bedarfe intergeschlechtliche Menschen hier, jetzt und heute formulieren.
Anerkennung statt Verharmlosung
Vermeiden Sie eine Verharmlosung von Menschenrechtsverletzungen, die an intergeschlechtlichen Personen begangen werden.
- Machen Sie deutlich, dass es sich bei nicht-eingewilligten Operationen um Menschenrechtsverletzungen handelt, die an Menschen aufgrund falscher Überzeugungen oder fehlender Aufklärung der Medizin verübt werden. Vermeiden Sie aber gleichzeitig eine einseitige Darstellung von intergeschlechtlichen Personen ausschließlich als Opfer.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis zu 1,7 % der Menschen intergeschlechtlich sind. Eine Zahl, die sich medial noch nicht widerspiegelt. Bedenken Sie also, dass Sie durch eine inklusive und respektvolle Darstellung und Berichterstattung einen Beitrag leisten können, intergeschlechtliche Personen in ihren Anliegen und Bedarfen zu unterstützen und sichtbar zu machen.
Die Hinweise zur Darstellung von Intergeschlechtlichkeit in den Medien basieren auf den Überlegungen von Andreas Hechler. Hier finden Sie einen interessanten Beitrag, der die Probleme in der Berichterstattung über Intergeschlechtlichkeit pointiert und polemisch auf den Punkt bringt. Zudem könnten die Dos und Don’ts für Pädagog*innen auch für Sie interessant sein.