Was ist Inter-Geschlechtlichkeit?

Der Körper von einem Mann sieht anders aus
als der Körper von einer Frau.
Wir sagen zum Beispiel:
Männer haben einen Penis.
Frauen haben eine Vulva
Ein Penis ist ein männliches Geschlechts-Merkmal.
Aber ein inter-geschlechtlicher Mensch
hat männliche und weibliche Geschlechts-Merkmale.
Es gibt verschiedene Arten von männlichen und weiblichen Merkmalen:
– Genetisch.
Genetisch bedeutet hier:
Angeboren.
– Hormonell.
Jeder Mensch hat Hormone.
Es gibt Hormone,
die unser Aussehen beeinflussen.
Manche Hormone machen einen weiblicheren Körper.
Andere Hormone machen einen männlicheren Körper.
– Anatomisch.
Anatomisch bedeutet hier:
Körperlich.

Inter-Geschlechtlichkeit wird meistens festgestellt:
– Direkt nach der Geburt.
– Bei Kleinkindern.
– In der Pubertät.
Die Pubertät ist die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen.
Aber Inter-Geschlechtlichkeit wird nicht immer erkannt.
Bei manchen Menschen fällt nie auf,
dass sie männliche und weibliche Geschlechts-Merkmale haben.

Inter-Geschlechtlichkeit hat viele Namen.
Unser Glossar hat mehr Informationen für Sie.

Wie viele inter-geschlechtliche Menschen gibt es?

Das ist eine schwere Frage.
Es gibt keine offiziellen Zahlen für Deutschland.
Und die Fachleute streiten sich über die Fragen:
– Wer ist ein Mann?
– Wer ist eine Frau?
– Wer ist inter-geschlechtlich? Wissenschaftler schätzen:
Es gibt bis zu 1,5 Millionen inter-geschlechtliche Menschen in Deutschland.

Zum Vergleich:

  • Es gibt fast genauso viele Zwillinge
    wie inter-geschlechtliche Kinder in Deutschland.[1]
  • Es gibt ungefähr genauso viele Menschen mit roten Haaren
    wie inter-geschlechtliche Menschen in Deutschland.

Es gibt also viele inter-geschlechtliche Menschen.
Aber viele Menschen sprechen nicht über Inter-Geschlechtlichkeit.
Darum sind viele Menschen schlecht informiert.

Es gibt Variationen von geschlechtlicher Entwicklung.
Variationen bedeutet:
andere Arten.
Variationen sind keine Krankheiten.

Inter-Geschlechtlichkeit ist keine Krankheit.
Inter-Geschlechtlichkeit hat meistens keine Folgen für die Gesundheit.
Aber es gibt Variationen mit besonderen Risiken für die Gesundheit.
Mediziner und Medizinerinnen haben einen Sammel-Begriff für inter-geschlechtliche Variationen:
Varianten der Geschlechts-Entwicklung.
Auf Englisch heißt das: Disorders/Differences of Sex Development.
Viele Menschen verwenden auch die Abkürzung DSD.
Aber die Abkürzung DSD gefällt vielen Menschen nicht.
Inter-geschlechtliche-Menschen
und Freundinnen und Freunde von inter-geschlechtlichen Menschen finden:
DSD bedeutet,
dass inter-geschlechtliche Menschen nicht normal sind.
DSD bedeutet,
dass inter-geschlechtliche Menschen gestört sind.
Und behandelt werden müssen.
Deshalb sagen diese Menschen:
Die Abkürzung DSD soll nicht verwendet werden.

Muss man inter-geschlechtliche Menschen behandeln?

Nein.
Inter-Geschlechtlichkeit ist keine Krankheit.
Darum muss Inter-Geschlechtlichkeit nicht behandelt werden.
Aber inter-geschlechtliche Körper können ganz verschieden sein.
Deshalb ist wichtig:
– Ein inter-geschlechtlicher Mensch muss seinen Körper gut kennen.
– Ein inter-geschlechtlicher Mensch muss wissen,
was ihm zusteht.
Kosmetische Operationen verändern den Körper eines Menschen.
Kosmetisch bedeutet:
Eine Operation ist nur äußerlich.
Sie verändert das Aussehen von einem Menschen.
Aber die Operation verbessert die Gesundheit nicht.
Manchmal verschlechtert sie die Gesundheit sogar.
Kosmetische Operationen sind nicht notwendig.
Sie werden trotzdem immer noch durchgeführt.
Das ist traurig.[2]
Sie finden hier Informationen zu Menschen-Rechten.
Sie finden hier mehr Informationen zu Gesundheit.


[1] Geburten von Zwillingen in Deutschland im Jahr 2017:
Bei ungefähr 2 von 100 Geburten kamen Zwillinge oder Mehrlinge zur Welt.
Mehrlinge heißt:
Eine Person ist mit mehr als einem Kind schwanger.
Es werden zwei Kinder oder mehr Kinder geboren.
Zum Beispiel:
Zwillinge sind zwei Kinder.
Drillinge sind drei Kinder.
(Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/geburten-mehrlinge.html)

[2] Vergleichen Sie: Schweizer, Katinka; Richter-Appelt, Hertha (2012): Die Hamburger Studie zur Intersexualität. In: Schweizer, Katinka; Richter-Appelt, Hertha: Intersexualität kontrovers. Gießen: psychosozial Verlag. Seiten 187 bis 205.