Der Körper von einem Mann sieht anders aus
als der Körper von einer Frau.
Wir sagen zum Beispiel:
Männer haben einen Penis.
Frauen haben eine Vulva
Ein Penis ist ein männliches Geschlechts-Merkmal.
Aber ein inter-geschlechtlicher Mensch
hat männliche und weibliche Geschlechts-Merkmale.
Es gibt verschiedene Arten von männlichen und weiblichen Merkmalen:
– Genetisch.
Genetisch bedeutet hier:
Angeboren.
– Hormonell.
Jeder Mensch hat Hormone.
Es gibt Hormone,
die unser Aussehen beeinflussen.
Manche Hormone machen einen weiblicheren Körper.
Andere Hormone machen einen männlicheren Körper.
– Anatomisch.
Anatomisch bedeutet hier:
Körperlich.

Inter-Geschlechtlichkeit wird meistens festgestellt:
– Direkt nach der Geburt.
– Bei Kleinkindern.
– In der Pubertät.
Die Pubertät ist die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen.
Aber Inter-Geschlechtlichkeit wird nicht immer erkannt.
Bei manchen Menschen fällt nie auf,
dass sie männliche und weibliche Geschlechts-Merkmale haben.

Inter-Geschlechtlichkeit hat viele Namen.
Unser Glossar hat mehr Informationen für Sie.

Wie viele inter-geschlechtliche Menschen gibt es?

Das ist eine schwere Frage.
Es gibt keine offiziellen Zahlen für Deutschland.
Und die Fachleute streiten sich über die Fragen:
– Wer ist ein Mann?
– Wer ist eine Frau?
– Wer ist inter-geschlechtlich? Wissenschaftler schätzen:
Es gibt bis zu 1,5 Millionen inter-geschlechtliche Menschen in Deutschland.

Zum Vergleich:

  • Es gibt fast genauso viele Zwillinge
    wie inter-geschlechtliche Kinder in Deutschland.[1]
  • Es gibt ungefähr genauso viele Menschen mit roten Haaren
    wie inter-geschlechtliche Menschen in Deutschland.

Es gibt also viele inter-geschlechtliche Menschen.
Aber viele Menschen sprechen nicht über Inter-Geschlechtlichkeit.
Darum sind viele Menschen schlecht informiert.

Es gibt Variationen von geschlechtlicher Entwicklung.
Variationen bedeutet:
andere Arten.
Variationen sind keine Krankheiten.

Inter-Geschlechtlichkeit ist keine Krankheit.
Inter-Geschlechtlichkeit hat meistens keine Folgen für die Gesundheit.
Aber es gibt Variationen mit besonderen Risiken für die Gesundheit.
Mediziner und Medizinerinnen haben einen Sammel-Begriff für inter-geschlechtliche Variationen:
Varianten der Geschlechts-Entwicklung.
Auf Englisch heißt das: Disorders/Differences of Sex Development.
Viele Menschen verwenden auch die Abkürzung DSD.
Aber die Abkürzung DSD gefällt vielen Menschen nicht.
Inter-geschlechtliche-Menschen
und Freundinnen und Freunde von inter-geschlechtlichen Menschen finden:
DSD bedeutet,
dass inter-geschlechtliche Menschen nicht normal sind.
DSD bedeutet,
dass inter-geschlechtliche Menschen gestört sind.
Und behandelt werden müssen.
Deshalb sagen diese Menschen:
Die Abkürzung DSD soll nicht verwendet werden.

Muss man inter-geschlechtliche Menschen behandeln?

Nein.
Inter-Geschlechtlichkeit ist keine Krankheit.
Darum muss Inter-Geschlechtlichkeit nicht behandelt werden.
Aber inter-geschlechtliche Körper können ganz verschieden sein.
Deshalb ist wichtig:
– Ein inter-geschlechtlicher Mensch muss seinen Körper gut kennen.
– Ein inter-geschlechtlicher Mensch muss wissen,
was ihm zusteht.
Kosmetische Operationen verändern den Körper eines Menschen.
Kosmetisch bedeutet:
Eine Operation ist nur äußerlich.
Sie verändert das Aussehen von einem Menschen.
Aber die Operation verbessert die Gesundheit nicht.
Manchmal verschlechtert sie die Gesundheit sogar.
Kosmetische Operationen sind nicht notwendig.
Sie werden trotzdem immer noch durchgeführt.
Das ist traurig.[2]
Sie finden hier Informationen zu Menschen-Rechten.
Sie finden hier mehr Informationen zu Gesundheit.


[1] Geburten von Zwillingen in Deutschland im Jahr 2017:
Bei ungefähr 2 von 100 Geburten kamen Zwillinge oder Mehrlinge zur Welt.
Mehrlinge heißt:
Eine Person ist mit mehr als einem Kind schwanger.
Es werden zwei Kinder oder mehr Kinder geboren.
Zum Beispiel:
Zwillinge sind zwei Kinder.
Drillinge sind drei Kinder.
(Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/geburten-mehrlinge.html)

[2] Vergleichen Sie: Schweizer, Katinka; Richter-Appelt, Hertha (2012): Die Hamburger Studie zur Intersexualität. In: Schweizer, Katinka; Richter-Appelt, Hertha: Intersexualität kontrovers. Gießen: psychosozial Verlag. Seiten 187 bis 205.

Herzlichen Glückwunsch!
Sie haben ein wundervolles Kind!

Jede Geburt ist spannend.
Alle Eltern sind aufgeregt.
Viele Eltern haben Angst vor der neuen Aufgabe.
Sie fühlen sich unsicher.
Oder sie sind überfordert.
Das ist besonders beim ersten Kind so.
Ein inter-geschlechtliches Kind ist oft eine Überraschung.
Viele Eltern sind erschrocken.
Viele Menschen wissen nichts über Inter-Geschlechtlichkeit.
Sie kennen keine inter-geschlechtlichen Menschen.
Sie erwarten kein inter-geschlechtliches Kind.

Deshalb sind sie überrascht.
Und fühlen sich oft unsicher.
Das ist auch in Ordnung.
Sie dürfen sich so fühlen.
Ein inter-geschlechtliches Kind ist etwas Neues.
Eltern haben viele Fragen.
Diese Fragen sind wichtig:
– Für das Kind.
– Und für die Eltern.
Das ist normal.
Das geht vielen Eltern so.

Viele Eltern fragen sich:
Was bedeutet das überhaupt?
Was ist eine Variation der geschlechtlichen Entwicklung?
Der Arzt oder die Ärztin hat den Eltern gesagt:
Das Kind ist inter-geschlechtlich.
Die Eltern fragen sich:
Was heißt das?
Wie wird das Leben von unserem Kind aussehen?
Wir haben ein paar Videos und Interviews für Sie.
Inter-geschlechtliche Menschen erzählen ihre Geschichten.
Wir haben auch Geschichten von Eltern.
Sie möchten mit jemandem sprechen?
Hier finden Sie Informationen zu Beratungs-Angeboten.

Gucken Sie sich erstmal dieses Video an.
Das Video wurde vom Regenbogen-Portal produziert.
Das Regenbogen-Portal ist eine Internet-Seite.
Die Seite ist vom Bundes-Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Gehen Sie offen mit Ihrem Kind um.
Wir sind ganz sicher:
Das ist für alle am besten.
Sie können die Entscheidung treffen:
Ihr Kind soll als Mädchen groß werden.
Oder als Junge.
Diese Entscheidung ist in Ordnung.
Wir raten Ihnen:
Bleiben Sie offen.
Denken Sie daran:
Ihr Kind entscheidet sich vielleicht später anders.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei.
Kinder sagen schon früh:
Das gefällt mir.
Das gefällt mir nicht.
Hören Sie gut zu.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Inter-Geschlechtlichkeit.
Zeigen Sie Kindern:
Es gibt noch andere Kinder wie sie.
Sie sind nicht allein.
Bücher können Ihnen dabei helfen.
Es gibt sehr gute Kinder-Bücher.
Sie finden hier ein paar Buch-Tipps.
Und es gibt noch eine längere Liste zu den Themen:
– Verschiedene Geschlechter.
– Eigene Persönlichkeit von Kindern.
– Sexuelle Vielfalt.
Es gibt auch Geschichten von Erwachsenen.

Wir wollen Ihnen mit dieser Seite helfen.
Darum geben wir Ihnen ganz viele Informationen.
Informationen sind sehr wichtig.
Wissen hilft ihnen.
Dann brauchen Sie keine Angst haben.
Und können das Beste für Ihr Kind tun.
Wussten Sie schon?
Es gibt fast genauso viele Zwillinge
wie inter-geschlechtliche Kinder in Deutschland.[1]
Und es gibt ungefähr so viele Menschen mit roten Haaren
wie inter-geschlechtliche Menschen.[2]

Die Internet-Seite hat viel Interessantes für Sie.
Entscheiden Sie selbst:
Was wollen Sie lesen?
Was interessiert Sie am meisten?

Viele inter-geschlechtliche Menschen suchen Hilfe.
In Nordrhein-Westfalen gibt es keine feste Beratungs-Stelle.

Es gibt aber den Verein Intersexuelle Menschen e. V.
e. V. bedeutete eingetragener Verein.
Dieser Verein berät vor Ort.
Die Berater kommen zu den Menschen.

Inter-geschlechtliche Menschen beraten inter-geschlechtliche Menschen.
Und Eltern mit einem inter-geschlechtlichen Kind
beraten andere Eltern.
Das nennt man Peer-Beratung.
Die Berater haben eigene Erfahrungen gemacht.
Sie wissen,
wovon sie reden.

Sie finden hier Informationen zu dieser Peer-Beratung.

Es gibt auch die Gruppe Lila NRW.
Die Gruppe trifft sich regelmäßig in Köln.
Köln liegt in Nordrhein-Westfalen.
Lila NRW ist eine Selbsthilfe-Gruppe für Familien.
Familien mit inter-geschlechtlichen Menschen treffen sich.
Die Familien sprechen miteinander.
Und helfen sich gegenseitig.
Sie können mehr Informationen bekommen.
Schreiben Sie eine E-Mail an:
Email

Ärzte und Ärztinnen sind Fach-Leute für den Körper.
Sie können Fragen zum Körper beantworten.
Manche Ärzte und Ärztinnen machen das besser als andere.
Ein guter Arzt oder eine gute Ärztin versteht Sie.
Sie müssen sich wohl fühlen.
Selbsthilfe-Organisationen kennen viele Geschichten über Ärzte und Ärztinnen.
Dort können Sie sich informieren.
Gehen Sie zu einem Arzt oder einer Ärztin,
den oder die Sie gut finden.
Dem oder der Sie vertrauen.

Es gibt noch mehr Beratungs-Stellen.
Die Beratungs-Stellen kennen inter-geschlechtliche Menschen.
Und ihre Fragen und Probleme.

Bochum (Rosa Strippe)

Der Verein Rosa Strippe berät inter-geschlechtliche Menschen.
Oder die Familie von einem inter-geschlechtlichen Menschen.
Der Verein bietet Erst-Beratung an.
Ein anderes Wort dafür ist:
Clearing-Beratung:
Das bedeutet:
Man guckt sich den konkreten Fall an.
Wie ist die Situation von der Person?
Welche Probleme gibt es?
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen viele Ansprech-Partner.
Ansprech-Partner sind zum Beispiel Personen von Selbsthilfe-Gruppen.
Oder Mediziner und Medizinerinnen.
Der Verein ist auf der Seite von inter-geschlechtlichen Menschen.
Der Verein berät Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Der Verein fördert die Vielfalt von Geschlechtern.
Und die Gesundheit und das Glück von Kindern.

Köln (rubicon e. V.)

Der Verein Rubicon bietet psycho-soziale Beratung zu verschiedenen Themen an.
Das Wort psycho-sozial besteht aus zwei Wörtern:
Psychisch und sozial.
Psychisch bedeutet:
Wie fühlt sich die Person?
Wie geht es ihr seelisch?
Sozial bezieht sich
auf die Gesellschaft.
Psycho-soziale Beratung guckt an,
wie es einem Menschen im Zusammen-Leben
mit anderen Menschen geht.


Der Verein berät zu diesen Themen:
Sexuelle Orientierung
Menschen sind ganz verschieden.
Und sie lieben ganz verschieden.
Das nennt man sexuelle Orientierung.
Frauen können zum Beispiel Männer lieben.
Oder Frauen.
Oder Männer und Frauen.
Oder weder Männer noch Frauen.
Gründung von Regenbogen-Familien
Es gibt lesbische Eltern und schwule Eltern.
Zum Beispiel:
2 Mütter haben ein Kind.
Oder 2 Väter haben ein Kind.
Das nennt man Regenbogen-Familie.
Geschlechtliche Selbst-Bestimmung
Das Geschlecht von einem Menschen
wird ganz oft nach körperlichen Merkmalen bestimmt.
Ein Mann ist dann ein Mensch
mit männlichen Geschlechts-Merkmalen.
Und eine Frau ein Mensch
mit weiblichen Geschlechts-Merkmalen.
Aber einige Menschen haben männliche und weibliche Geschlechts-Merkmale.
Oder ein Mensch hat den Körper eines Mannes.
Aber er fühlt sich als Frau.
Viele Menschen wollen ihr Geschlecht selbst bestimmen können.
Das bedeutet geschlechtliche Selbst-Bestimmung.

Der Verein Rubicon berät auch inter-geschlechtliche Menschen.
Aber Rubicon ist kein Experte für inter-geschlechtliche Menschen.
Rubicon ist ein Vermittler.
Der Verein leitet Menschen oft an andere Vereine weiter.
Zum Beispiel an die Peer-Beratung vom Verein Intersexuelle Menschen e. V.

Viele denken:
Nur Frauen und Männer können zusammen sein.
Das wird heterosexuell genannt.
Es gibt aber auch noch viele andere Möglichkeiten.
Zum Beispiel kann ein Mann einen Mann lieben.
Oder jemand sieht für uns aus wie ein Mann, aber ist in Wahrheit eine Frau.
Der Mann oder die Frau erzählen das ihren Freunden.
Das nennt man Coming-out.
Ein Coming-out kann schwer sein.
Und viel Mut verlangen.
Dabei kann die Peer-Beratung helfen.
Die Peer-Beratung hilft auch Eltern mit inter-geschlechtlichen Kindern.
Viele Eltern haben medizinische Fragen.
Die Berater können Fragen beantworten.

Münster (pro familia

In Münster gibt es eine Beratungs-Stelle von pro familia.
pro familia hilft inter-geschlechtlichen Menschen.
Die Beratungs-Stelle spricht mit inter-geschlechtlichen Menschen.
Und mit Partnern und Partnerinnen von inter-geschlechtlichen Menschen.
Mit Familien von inter-geschlechtlichen Menschen.
Und mit Freunden und Freundinnen von inter-geschlechtlichen Menschen.
Die Berater von pro familia kennen sich gut aus.
Sie verstehen andere Menschen.
Man kann ihnen vertrauen.
In den Gesprächen geht es um viele verschiedene Themen.
Zum Beispiel um Identität und Selbst-Beschreibung.
Identität bedeutet,
wie man sich selbst sieht.
Oder es geht um den Körper.
Um das Coming-out.
Beim Coming-out erzählt man anderen Menschen,
wer man ist und wie man sich fühlt.
Es gibt noch viele andere Themen.
Zum Beispiel:
Beziehungen zu anderen Menschen.
Angebote vor Ort.
Eigene Erlebnisse.
Wann wurde ich diskriminiert?
Diskriminiert heißt, dass Menschen unterschiedlich behandelt werden.
Sex.
Der Wunsch, ein Kind zu bekommen.
Das Problem, kein Kind bekommen zu können.
Oder bisher kein Kind zu haben.
Wie es ist, ein inter-geschlechtliches Kind zu haben.

Es gibt noch einige Beratungs-Stellen von pro familia in Nordrhein-Westfalen.
Diese können auch zu Inter-geschlechtlichkeit beraten.

Das sind zum Beispiel:

pro familia Bielefeld

pro familia Köln-Zentrum

pro familia Mettmann

pro familia Oberhausen

pro familia Remscheid

pro familia Sankt Augustin

pro familia Remscheid

Sie finden mehr Informationen im Internet.
Und Angebote von Selbsthilfe-Organisationen: 

Selbsthilfe-Organisationen für bestimmte Gruppen:
Es gibt Organisationen für Menschen mit einer bestimmten Diagnose.
Diese Diagnose haben sie von Ärzten oder Ärztinnen bekommen.
Vielleicht fühlen sie sich manchmal nicht gut.
Oder sie brauchen Medikamente.

Ein Beispiel:
Jeder Mensch hat Chromosomen.
Chromosomen sind winzige Teile von Zellen.
Chromosomen speichern ganz viele Informationen.
Jeder Mensch erbt Informationen von seiner Mutter und von seinem Vater.
Die meisten Menschen haben 46 Chromosomen.
Manche Menschen haben 47 Chromosomen.
Und manche haben 45 Chromosomen.
Das ist angeboren.


In diesen Gruppen können Menschen über ihre Diagnose sprechen:                                                                                                         http://www.klinefelter.de/cms/

http://www.47xxy-klinefelter.de/

https://www.ags-initiative.de/

http://turner-syndrom.de/

OII (Organisation Intersex International)
https://oiigermany.org/

Antidiskreminierungsarbeit & Empowerment
https://interprojekt.wordpress.com/

Hilfe für inter-geschlechtliche Menschen
Alle Menschen sind gleich.
Aber Menschen werden oft unterschiedlich behandelt.
Das nennt man Diskriminierung.
Diskriminierung ist schlecht.
Inter-geschlechtliche Menschen werden oft diskriminiert.
Sie brauchen Hilfe.
Sie müssen sich gegen Diskriminierung wehren.

Kampagne für eine Dritte Option
http://dritte-option.de/

Viele Menschen denken:
Es gibt Männer.
Und Frauen.
Aber bei einigen Menschen ist es so:


Sie sind nicht männlich
und nicht weiblich.
Oder sie sind männlich
und sind weiblich.
Auch diese Menschen haben ein Recht auf ihr Geschlecht.
Deshalb soll es drei Geschlechter geben:
– Männlich.
– Weiblich.
– Inter-geschlechtlich.

DGTI (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.)
https://www.dgti.org/
       

Viele inter-geschlechtliche Jugendliche besuchen gerne queere Jugend-Treffs.
Das Wort queer kommt aus dem Englischen.
So spricht man das: kwier.
Queer ist ein Sammel-Begriff.
Das bedeutet:
Viele Menschen nennen sich queer.
Sie sind zum Beispiel:
– Bi-sexuell.
Bi bedeutet 2.
Bi-sexuell bedeutet:
Jemand liebt Menschen von beiden Geschlechtern.
Zum Beispiel:
Ein Mann liebt Frauen.
Und er liebt auch Männer.
Oder:
Eine Frau liebt Männer.
Und sie liebt auch Frauen.
Das muss nicht zur gleichen Zeit sein.
– Lesbisch.
Lesbisch bedeutet:
Eine Frau liebt Frauen
– Schwul.
Schwul bedeutet:
Ein Mann liebt Männer.
– Inter-geschlechtlich.
– Trans-sexuell.
Trans-sexuell bedeutet:
Jemand wurde als Kind als Mädchen eingeordnet.
Und alle denken:
Das ist ein Mädchen.
Dann hat diese Person gemerkt:
Ich bin gar kein Mädchen.
Ich bin ein Junge.
Oder:
Ich bin dazwischen.
Alle diese Menschen nennen sich queer.
Damit wollen sie zeigen,
dass sie zusammen gehören.
Und dass sie Teil einer Gemeinschaft sind.
Besuchen Sie die Queere Jugend Nordrhein-Westfalen im Internet.
Dort finden Sie Informationen
zu queeren Jugend-Treffs in Nordrhein-Westfalen.
Sie bekommen auch Informationen
über die Interessen von inter-geschlechtlichen Jugendlichen:
– Werden ihre Themen angesprochen?
– Und werden sie berücksichtigt?

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Hamburg haben einen Blog.
Ein Blog ist eine Internet-Seite.
Dort werden Artikel zu einem Thema veröffentlicht.
Es geht in diesem Blog um inter-geschlechtliche Themen.
Und es gibt vieles mehr:
– Lese-Tipps
– Informationen zu Veranstaltungen
– Informationen zu Geschlechter-Vielfalt Blog Intersex kontrovers.

Auch die Vereinten Nationen sprechen über Inter-Geschlechtlichkeit.
Nationen sind Länder.


Vereinte Nationen bedeutet:
Vereinte Länder.


Wir sagen aber meistens UN.


Fast alle Länder der Welt sind Mitglied in der UN.
Die UN will mehr über Inter-Geschlechtlichkeit informieren.
Dazu hat die UN eine Internet-Seite: Free & Equal
Diese Seite ist auf Englisch.
Sie finden auf dieser Seite:
– Videos.
– Geschichten von inter-geschlechtlichen Menschen.
– Informations-Blätter.

Geschrieben von:
Gabriela Lünsmann
Frau Lünsmann ist Rechtsanwältin in Hamburg.

Inter-geschlechtliche Kinder haben ein Recht auf Wissen.
Und ein Recht auf Selbst-Bestimmung.
Kinder können von ihren Eltern verlangen:
– Gebt mir Informationen.
– Lasst mich entscheiden.
Die Kinder können das auch von anderen Menschen verlangen.
Zum Beispiel von Ärzten und Ärztinnen.
Es sind sich nicht immer alle einig:
– Welche Rechte haben Kinder.
– Welche Rechte haben Eltern.
– Was passiert,
wenn Kinder und Eltern unterschiedliche Meinungen haben.
Das Familien-Recht kümmert sich um diese Fälle.

Rechte gegenüber Eltern

Eltern haben das Recht,
für ihre Kinder zu entscheiden.
Das nennt man Sorge-Recht.
Das Sorge-Recht steht im Grund-Gesetz.
Aber Eltern dürfen keine Entscheidungen treffen,
die schlecht für ihre Kinder sind.
Kinder müssen vor schlechten Entscheidungen beschützt werden.
Eltern können ganz viele Entscheidungen für ihre Kinder treffen.
Aber wenn das Kind älter wird,
bekommt es immer mehr Rechte.

Es gibt Menschen,
die sich sehr gut mit Gesetzen auskennen.
Diese Menschen werden Juristen genannt.
Eltern dürfen keine Entscheidungen treffen,
die gegen das Gesetz verstoßen.
Viele Juristen und Juristinnen sagen:
Das gilt auch für die Zustimmung zu Operationen
ohne gesundheitliche Gründe.[1]
Aber inter-geschlechtliche Kinder werden immer noch operiert.
Junge Kinder werden operiert.
Sie können nicht zustimmen.
Deshalb fordern einige ein Verbot.
Sie sagen:
Es darf keine kosmetischen Operationen
von inter-geschlechtlichen Kindern geben.
Das heißt:
Es darf keine Operationen geben,
die das Geschlecht von Kindern verändern.
Und zwar dauer-haft.
Das heißt:
Es gibt keine Möglichkeit,
die Operation rückgängig zu machen.
Viele finden ein richtiges Verbot gut.
Dann können Eltern diesen Operationen nicht mehr zustimmen.
Auch die Vereinten Nationen sagen:
Kosmetische Operationen verstoßen gegen Menschen-Rechte.
Sie finden hier mehr Informationen.

Eltern treffen auch viele andere Entscheidungen.

Jeder Mensch in Deutschland muss ein Geschlecht haben.

Das steht in einem Gesetz.

Das Gesetz heißt:

Personen-Stands-Gesetz.
Die Eltern gehen nach der Geburt zum Standes-Amt.
Dort sagen sie:
Wir haben ein Kind bekommen.
Und sie geben an,
welches Geschlecht ihr Kind hat.
Heute haben Eltern 4 Möglichkeiten.
Sie können zum Beispiel sagen:
– Das Kind ist ein Junge.
– Das Kind ist ein Mädchen.
Es gibt in Deutschland auch ein drittes Geschlecht.
Das dritte Geschlecht ist für inter-geschlechtliche Menschen.
Das dritte Geschlecht heißt:
divers.
Das spricht man:
di-wers.
Divers ist ein anderes Wort für:
Verschieden oder mehrere.
Eltern können auch kein Geschlecht angeben.

Eltern entscheiden also über das Geschlecht.
Das kennt man Geschlechts-Eintrag.
Diese Entscheidung kann später geändert werden.
Dazu geht man noch einmal zum Standes-Amt.
Dort gibt man eine Erklärung ab.
Mit der Erklärung sagt man:
Der Geschlechts-Eintrag soll geändert werden.
Der Geschlechts-Eintrag kann mehr als einmal geändert werden.
Der Vorname von einem Kind kann auch geändert werden.

Wer darf über eine Änderung entscheiden?
Bei Menschen unter 14 Jahren:
Die Eltern müssen die Erklärung abgeben.
Bei Menschen ab 14 Jahren:
Die betroffene Person gibt die Erklärung ab.
Die Eltern müssen zustimmen.
Es kann passieren,
dass die Eltern nicht zustimmen.
Das Standes-Amt informiert dann das Familien-Gericht.
Das Familien-Gericht guckt:
Schadet die Änderung dem Kind?
Das Familien-Gericht kann der Änderung zustimmen.
Das ersetzt die Zustimmung von den Eltern.
Das bedeutet:
Das Familien-Gericht kann Kindern helfen.
Kinder können ihre Rechte nutzen.
Auch wenn ihre Eltern das nicht gut finden.

Das Familien-Gericht hilft auch in anderen Fällen.
Zum Beispiel bei medizinischen Fragen.
Eltern und Kinder sind manchmal anderer Meinung.
Dann entscheidet das Familien-Gericht.
Zum Beispiel:
Eltern wollen eine Operation.
Aber das Kind will die Operation nicht.
Oder:
Das Kind will eine Behandlung haben.
Aber die Eltern stimmen nicht zu.

Einwilligungs-Fähigkeit

Einwilligungs-Fähigkeit bedeutet:
Eine Person kann zustimmen.
Sie hat genug Informationen.
Und sie kennt die Folgen.
Sie kann eine gute Entscheidung treffen.
Es wird immer geguckt:
Kann die betroffene Person selbst entscheiden?
Einwilligungs-fähige Kinder und Jugendliche dürfen mitreden.
Sie dürfen ihre Meinung sagen.
Sonst darf keine Entscheidung getroffen werden.
Das gilt für:
– Alle Behandlungen.
– Operationen.
Eltern entscheiden für ihre Kinder,
bis die Kinder 18 sind.
Kinder unter 18 Jahren sind minder-jährig.
Aber minder-jährige Kinder und Jugendliche haben Rechte.
Ärzte und Ärztinnen müssen mit ihnen sprechen.
Sie müssen die Behandlung erklären.
Sie müssen den Kindern alle Vorteile und Nachteile sagen.
Die Kinder und Jugendlichen müssen zustimmen.
Das gilt für alle Personen:
– Die unter 18 Jahre alt sind.
– Und die einwilligungs-fähig sind.
Ärzte und Ärztinnen müssen sich an diese Regeln halten.
Sonst machen sie sich strafbar.
Betroffene können eine Entschädigung verlangen.
Das heißt:
Der Arzt oder die Ärztin muss ihnen Geld bezahlen.

Ärzte und Ärztinnen müssen sich bei Kindern und Jugendlichen immer fragen:
– Wen muss ich informieren?
– Wer muss zustimmen?
Wann ist ein Jugendlicher einwilligungs-fähig?
Das hängt davon ab:
Wie weit ist der Jugendliche entwickelt?
Jugendliche müssen ihre Entscheidung verstehen.
Sie müssen verstehen:
– Was bedeutet die Operation?
– Welche Folgen hat die Operation?
– Welche Folgen hat meine Zustimmung?
Sie müssen die Vorteile und Nachteile kennen.
Und sie müssen entscheiden:
– Sind die Vorteile größer als die Nachteile?
– Oder sind die Nachteile größer als die Vorteile?
Es gibt kein festes Mindestalter.
Die meisten Menschen nehmen an:
Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren
sind normaler-weise nicht einwilligungs-fähig.
Aber es kann Ausnahmen geben.

Ärzte und Ärztinnen müssen also im Einzel-Fall entscheiden:
Ist die betroffene Person einwilligungs-fähig oder nicht?
Die Entscheidung hängt auch von der Art der Behandlung ab.
Eine Person kann mit 15 Jahren vielleicht zustimmen,
wenn es um ganz einfache Dinge geht.
Zum Beispiel:
Blut abnehmen.
Das heißt nicht automatisch,
dass sie auch schwerere Entscheidungen treffen kann.
Zum Beispiel:
Operationen mit großem Risiko.
Der Arzt oder die Ärztin ist vielleicht unsicher:
Ist der Patient einwilligungs-fähig oder nicht?
Dann müssen die Eltern mit-entscheiden.
Nicht einwilligungs-fähige Kinder:
Die Eltern müssen zustimmen.
Normalerweise müssen beide Eltern zustimmen.
Ausnahme:
Nur ein Eltern-Teil hat das Sorge-Recht für das Kind.
Dann muss nur dieser Eltern-Teil zustimmen.
Sorge-Recht bedeutet:
Eltern kümmern sich um ihre Kinder.
Das ist ein Recht.
Und eine Pflicht.
Normalerweise kümmern Eltern sich gemeinsam.
Aber manchmal wird entschieden:
Es ist besser,
wenn nur ein Eltern-Teil sich kümmert.
Das muss immer das Beste für das Kind sein.

Stellen Sie sich diese Situation vor:
Die Eltern wollen einen Eingriff.
Zum Beispiel eine Operation.
Die Eltern stimmen der Operation zu.
Aber das Kind will diese Operation nicht.
Was passiert dann? Es gilt die Regel:
Je älter das Kind ist,
desto wichtiger ist die Meinung von diesem Kind.
Eltern dürfen also nicht einfach so entscheiden.
Eltern müssen ihre Kinder mit-entscheiden lassen.
Manche Jugendliche verstehen schon genau,
was die Operation bedeutet.
Das heißt:
Sie sind einwilligungs-fähig.
Einwilligungs-fähige Jugendliche entscheiden selbst.
Ihre Meinung ist wichtiger als die von ihren Eltern.


Das Verhältnis von Ärzten und Ärztinnen und Patienten und Patientinnen ist geschützt.
Ärzte und Ärztinnen haben eine Schweigepflicht.
Das heißt:
Sie sagen nichts weiter.
Das gilt nicht bei Kindern und nicht einwilligungsfähigen Jugendlichen.
Dann dürfen Ärzte und Ärztinnen Eltern alles erzählen.
Die Eltern haben das Sorge-Recht.
Und das Recht,
alles über ihr Kind zu wissen.
Aber die Ärzte und Ärztinnen müssen auch das Kind informieren.


[1] Kolbe, Angela: Stellungnahme Zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland; Lemke, Ulrike: Stellungnahme Zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland.

Gesundheit und Medizin sind für alle Menschen wichtig.
Die meisten Menschen haben manchmal mit dem Gesundheits-System zu tun.
Das gilt auch für inter-geschlechtliche Menschen und ihre Familien.
Die meisten inter-geschlechtlichen Menschen
haben irgendwann mit Ärzten oder Ärztinnen zu tun.
Dann geht es oft um das Thema Inter-Geschlechtlichkeit.

Viele inter-geschlechtliche Menschen
haben schlechte Erfahrungen mit Ärzten oder Ärztinnen.
Aber Ärzte und Ärztinnen können helfen:
– Den eigenen Körper zu verstehen.
– Sich gut um sich selbst zu kümmern.

Eine schwierige Frage:
Können inter-geschlechtliche Menschen
auf natürlichem Weg ein Kind bekommen?
Das heißt:
Kann ein inter-geschlechtlicher Mensch ein Kind zeugen?
Oder kann ein inter-geschlechtlicher Mensch schwanger werden?
Darauf gibt es keine klare Antwort.
Die Fragen müssen im Einzelfall beantwortet werden.
Sprechen Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin,
dem oder der Sie vertrauen.
Er oder sie kann Ihnen sagen,
welche Möglichkeiten es gibt.

Hier finden Sie Informationen:
– Wie entsteht Geschlecht?
– Was bedeutet das für den Körper?

Wir informieren Sie jetzt:
– Verschiedene Diagnosen.
– Was bedeuten die Diagnosen für den Körper.

Wir haben auch Informationen zu diesen Themen:
– Einnahme von Hormonen.
– Risiko von Krebs.
– Operationen.

Haben Sie weitere Fragen?
Dann wenden Sie sich an Selbsthilfe-Organisationen.
Hier finden Sie Adressen.
Und Informationen zu anderen Beratungs-Möglichkeiten in Nordrhein-Westfalen.
Diese Angebote sind für Sie gemacht.
Trauen Sie sich.
Fragen Sie!

Mögliche Diagnosen

5-α-Reduktase-Typ-II-Mangel und 17-β-Hydroxylase-Typ-III-Defekt

Was heißt das?

Für die Betroffenen bedeutet das:
Äußere männliche Geschlechts-Merkmale sind gar nicht da.
Oder sie sind sehr schwach.
Der Penis ist zum Beispiel ein männliches äußeres Geschlechts-Organ.
Das heißt also:
Ein betroffener Mensch hat keinen Penis.
Oder nur einen sehr kleinen.
Der Mensch sieht weiblich aus.
Das ändert sich in der Pubertät.
Der Körper wird dann immer männlicher.

Was passiert in der Pubertät?

Meistens wird das Aussehen immer männlicher.
Zum Beispiel:
Bart-Haare wachsen.
Die Stimme wird tiefer.
Das nennt man Stimmbruch.
Manchmal wächst auch der Penis.
Jugendliche reagieren unterschiedlich auf diese Entwicklung.


Diese Themen können sehr wichtig werden:

– Geschlechts-Identität
Identität bedeutet,
wie man sich selbst sieht.
Und wie man sich von anderen unterscheidet.
Bei der Geschlechts-Identität geht es darum:
Sieht man sich als Mann, Frau oder inter-geschlechtlich.


– Sexuelle und geschlechtliche Selbst-Bestimmung
Selbst-Bestimmung ist,
wenn man für sich selbst entscheidet.
Man sagt, wie man leben will.
Niemand entscheidet über einen anderen.
Geschlechtliche Selbst-Bestimmung bedeutet:
Ich entscheide,
ob ich mich als Mann, Frau oder inter-geschlechtlich sehe.
Sexuelle Selbst-Bestimmung bedeutet:
Jeder Mensch darf für sich selbst entscheiden,
bei welchen sexuellen Handlungen er mit-machen will.
Sexuelle Handlungen sind zum Beispiel:
– Zungen-Küsse
– Streicheln zwischen den Beinen
– Sex haben
Die wichtigste Regel dabei heißt:
Diese Dinge darf man nicht
bei einem anderen Menschen machen,
wenn der das nicht möchte.

Worauf muss man achten?

Man muss erstmal abwarten,
wie das Kind sich entwickelt.
Der Körper kann sich ganz unterschiedlich verändern.
Wir empfehlen immer:
– Seien Sie offen.
– Beobachten Sie Veränderungen aufmerksam.
Selbsthilfe-Organisationen kennen sich mit inter-geschlechtlichen Menschen aus.
Dort finden Sie Menschen,
die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Diese Organisationen können Ihnen helfen.
Sie können sich auch an medizinische Fach-Leute wenden.
Fach-Leute können Sie persönlich beraten.
Und Ihnen helfen,
gute Entscheidungen zu treffen.
Hier finden Sie Beratungs-Angebote in Nordrhein-Westfalen.

Adreno-genitales Syndrom (AGS)

Was heißt das?

Hormone sorgen dafür,
dass der Körper funktioniert.
Bestimmte Zellen im Körper stellen Hormone her.
Über der Niere liegt ein kleines Organ:
Die Neben-Niere.
Die Neben-Niere stellt einige wichtige Hormone her.
Zum Beispiel:
– Cortisol.
Cortisol wird auch Stress-Hormon genannt.
– Aldosteron.
Aldosteron steuert den Salz-Haushalt im Körper.
Und die Neben-Niere stellt Androgene her.
Androgene sind Hormone,
die für einen männlichen Körper sorgen.
Testosteron ist ein bekanntes Androgen.
Bei Menschen mit adreno-genitalem Syndrom passiert Folgendes:
Die Neben-Niere stellt weniger Cortisol und Aldosteron her.
Der Körper gleicht das aus.
Und produziert mehr Androgene.
Das bedeutet:
Der Körper sieht männlicher aus.
Diese Entwicklung kann unterschiedlich stark sein.
Menschen mit adreno-genitalem Syndrom
können männliche oder weibliche innere Geschlechts-Organe haben.
Innere Geschlechts-Organe sind zum Beispiel:
– Eierstöcke.
– Hoden.

Was passiert in der Pubertät?

AGS ist die Abkürzung für adreno-genitales Syndrom.
Das AGS kann unterschiedlich stark sein.
Darum sind auch die Folgen stärker oder schwächer.
Viel Testosteron kann bei Kindern dazu führen,
dass die Pubertät früher beginnt:
– Die Kinder werden sehr groß.
– Die Stimme wird tiefer.
– Es wachsen sehr viele Haare.
Bei anderen Kindern ist das AGS weniger stark ausgeprägt.
Dann fällt das AGS oft erst auf,
wenn bei einem Menschen mit weiblichem Körper keine Regel-Blutung einsetzt.

Worauf könnte ich achten?

Die Neben-Niere produziert nicht genug
von den anderen Hormonen.
Das kann schwere Symptome verursachen.
Zum Beispiel:
Einen lebens-gefährlichen Verlust von Salz.
Diese Symptome müssen behandelt werden.
Die Patienten müssen
ihr ganzes Leben lang Hormone einnehmen.

Verschiedene Formen von Androgen-Resistenz:
CAIS, PAIS und MAIS
[1]

Was heißt das?

Androgene sind Hormone.
Sie sorgen dafür,
dass sich ein männlicher Körper entwickelt.
Testosteron ist ein bekanntes Androgen.
Manche Körper stellen keine Androgene her.
Oder sie können die Informationen von Androgenen nicht verarbeiten.
Das nennt man Resistenz.
Androgen-Resistenz bedeutet:
Es entwickelt sich kein männliches Erscheinungs-Bild.
Der Körper sieht also nicht männlich aus.
Oder der Körper sieht nur ein bisschen männlich aus.

Was passiert in der Pubertät?

Wir unterscheiden zwischen:
– CAIS
CAIS ist eine vollständige Androgen-Resistenz.
Das heißt:
Es werden keine Androgene hergestellt oder verarbeitet.
– PAIS und MAIS
PAIS und MAIS stehen für graduell partielle Androgen-Resistenz.
Das bedeutet:
Die Androgen-Resistenz ist unterschiedlich stark entwickelt.
Die meisten Menschen mit CAIS entwickeln ein weibliches Geschlecht.
Aber sie bekommen keine Regel-Blutung.
Andere Menschen haben nur eine teilweise Androgen-Resistenz.
Sie können männliche Geschlechts-Merkmale entwickeln.
Das kann bedeuten:
– Ihnen wächst ein Bart.
– Ihre Stimme wird tiefer.

Worauf könnte ich achten?

Manche Menschen mit Androgen-Resistenz erkranken häufiger an Krebs.
Das gilt für Krebs in den Keim-Drüsen.
Das Risiko bei CAIS ist sehr niedrig.
Diese Menschen müssen nicht behandelt werden.
Menschen mit PAIS müssen mit einem Arzt zusammenarbeiten.
Der Arzt muss die Entwicklung von den Keim-Drüsen beobachten.
Darum macht der Arzt oft Ultraschall-Untersuchungen.
Dabei schaut der Arzt in den Bauch-Raum.

Gemischte Gonadendysgenesie

Was heißt das?

Der Körper produziert wenig Testosteron.
Die Hoden-Funktionen sind oft sehr unterschiedlich verteilt.
Das bedeutet:
Das innere und das äußere Geschlecht können unterschiedlich sein.
Klein-Wuchs ist auch möglich.
Das heißt:
Jemand ist kleiner als die meisten anderen Menschen.

Was passiert in der Pubertät?

Die Kinder bekommen in der Pubertät keine Brüste.
Die Regel-Blutung setzt nicht ein.

Worauf könnte ich achten?

Lassen Sie die Hoden untersuchen.
Am besten regelmäßig.
Das geht zum Beispiel mit Ultraschall.
Es gibt nicht genug Hormone in den Hoden von Betroffenen.
Darum gibt es ein höheres Risiko von Krebs.

Klinefelter-Syndrom

Was heißt das?

Chromosomen speichern das Erb-Gut.
Die meisten Menschen haben 46 Chromosomen:
23 von der Mutter.
Und 23 von dem Vater.
Davon sind 2 Geschlechts-Chromosomen.
Sie heißen X-Chromosom und Y-Chromosom.
Ein Mensch kann zwei X-Chromosomen haben.
Oder zwei Y-Chromosomen.
Oder ein X- und ein Y-Chromosom.
Alle Chromosomen zusammen werden Chromosomen-Satz genannt.
Ein Mensch mit 46 Chromosomen hat meistens 2 Geschlechts-Chromosomen.
Das ist bei Menschen mit Klinefelter-Syndrom anders:
Sie haben 3 oder mehr Geschlechts-Chromosomen.
4 von 5 Betroffenen haben ein zusätzliches X-Chromosom.
Der Chromosomen-Satz ist also 47, XXY.[2]
Andere Variationen sind:
48, XXXY
49, XXXXY oder
48, XXYY.
Verschiedene Zellen haben manchmal verschiedene Chromosomen-Sätze.
Diesen Zustand nennt man Mosaik.
Einige Zellen haben dann zum Beispiel
den Chromosomen-Satz 47, XXY.
Andere Zellen haben den Chromosomen-Satz 46, XY.

Was passiert in der Pubertät?

Diese genetischen Variationen haben ganz verschiedene Ausprägungen.
Das heißt:
Sie stellen sich ganz unterschiedlich dar.
Und haben unterschiedliche Folgen.
Darum wird das Klinefelter-Syndrom selten früh erkannt.
Die meisten Betroffenen haben eine normale Pubertät.
Viele haben ziemlich kleine und feste Hoden.
Die Hoden können auch anders liegen.
Die Hoden stellen weniger Testosteron her.
Das bedeutet:
Der Körper hat immer zu wenig Testosteron.
Die Menschen haben weniger Haare am Körper.
Auch die Bart-Haare wachsen nicht so stark.
Es können Brüste entstehen.

Worauf könnte ich achten?

Mögliche Folgen können sein:
-Beschwerden im Bewegungs-Apparat.
Der Körper ist nicht so beweglich wie bei anderen Menschen.
– Blutarmut.
Das Blut hat zu wenig Hämoglobin.
Hämoglobin transportiert Sauerstoff im Blut.
– Hoch-Wuchs.
Der Mensch ist größer als die meisten anderen Menschen.


Hat Ihr Kind das Klinefelter-Syndrom?
Unterstützen Sie Ihr Kind.
Nehmen Sie Ihr Kind,
wie es ist.
Dann kann Ihr Kind Ihnen vertrauen.
Und offen mit Ihnen sprechen.
Lern-Schwierigkeiten können ein weiteres Symptom sein.

Ovo-testikuläres DSD

Was heißt das?

Gewebe besteht aus vielen einzelnen Zellen.
Zum Beispiel Haut-Gewebe.
Ovo-testikulär heißt:
Es gibt ovarielles und testikuläres Gewebe.
Ovarielles Gewebe ist zum Beispiel Eierstock-Gewebe.
Testikuläres Gewebe ist zum Beispiel Hoden-Gewebe.
Ovo-testikulär bedeutet also:
Es gibt weibliche und männliche Merkmale.
Das kann ganz unterschiedlich aussehen.

Was passiert in der Pubertät?

Der Körper verändert sich oft in der Pubertät.
Diese Veränderungen sind aber ganz unterschiedlich.
Das liegt an dem einzelnen Körper.
Und daran,
wie das unterschiedliche Gewebe verteilt ist.

Worauf könnte ich achten?

Es wird empfohlen:
Operationen werden nur im Notfall durchgeführt.
Muss der Körper verändert werden?
Das soll das Kind selbst entscheiden.
Sie müssen warten,
bis das Kind diese Frage entscheiden kann.
Eine frühere Operation kann schlimme Folgen haben.

Ullrich-Turner-Syndrom

Was heißt das?

Die Zahl der Geschlechts-Chromosomen ist anders.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
– Die Person hat nur 1 X-Chromosom.
Der Chromosomen-Satz ist dann:
45, X0.
– Die Zellen haben verschiedene Chromosomen-Sätze.
Das heißt:
Manche Zellen haben 45, X0.
Andere Zellen 46, XX.
Oder 46, XY.
Das nennt man einen
Mosaik-Chromosomen-Satz.

Was passiert in der Pubertät?

Menschen mit Ulrich-Turner-Syndrom produzieren oft wenige Sexual-Hormone.
Es kann schwieriger sein,
Kinder zu bekommen.
Betroffene können deshalb Sexual-Hormone einnehmen.
Sind Sie unsicher,
ob Sie ein Kind bekommen können?
Lassen Sie sich von einem Endokrinologen beraten.
Endokrinologen sind spezialisierte Ärzte.
Sie kennen sich besonders gut mit Hormonen aus.
Auch Selbsthilfe-Organisationen können Sie unterstützen.

Worauf könnte ich achten?

Verschiedene körperliche Folgen sind möglich.
Kinder mit Ulrich-Turner-Syndrom sind oft kleiner als andere.
Viele haben kurze Nägel an den Fingern und Füßen.
Der Unterkiefer ist häufig klein.
Der Brustkorb ist oft breiter.
Die Kinder haben auch ein größeres Risiko für:
– Herz-Kreislauf-Krankheiten
– Nieren-Krankheiten
– Schilddrüsen-Krankheiten
– Skelett-Krankheiten
– Ohren-Krankheiten
– Augen-Krankheiten
– Darm-Krankheiten

Menschen mit Mosaik-Chromosomen-Satz:
Die Diagnose wird oft erst später gestellt.
Das kann im Jugendalter sein.
Oder bei Erwachsenen.

Wann ist eine Therapie mit Hormonen sinnvoll?

Hormone haben ganz viele Aufgaben im Körper.
Die Einnahme von Hormonen ist eine komplexe Sache.
Denn Hormone haben immer viele Wirkungen.
Ihr Einfluss ist nicht auf einen kleinen Teil begrenzt.
Aber Hormone sind auch wichtig für die Gesundheit.
Darum müssen manche Menschen Hormone einnehmen.

Das nennt man Hormon-Therapie.
Es gibt viele Gründe für eine Hormon-Therapie.
Die wichtigsten Gründe sind:
– Folge-Erkrankungen vermeiden.
Hormon-Mangel kann andere Krankheiten auslösen.
Zum Beispiel Osteoporose.
– Zufriedenheit eines Menschen mit seiner Entwicklung.
Manche Menschen sind unzufrieden damit:
– Wie sich ihr Körper entwickelt.
– Wie sich ihr Geschlecht entwickelt.
Eine Hormon-Therapie kann ihnen helfen.

Das Risiko von Krebs ist wichtig.
Aber es darf nicht Ihr Leben bestimmen.

Das Risiko von Krebs ist ein wichtiges Thema.
Es begegnet vielen inter-geschlechtlichen Menschen.
Aber es gibt nur sehr wenige sichere Informationen.

Das Risiko kann für Menschen mit einer geschlechtlichen Variation
größer sein.
Bösartige Tumore können in den Keim-Drüsen entstehen.
Bösartig bedeutet:
Der Tumor kann lebens-gefährlich sein.
Keim-Drüsen liegen manchmal im Bauch-Raum.
Dort ist es wärmer.
Früher dachte man:
Das Risiko ist in diesen Fällen immer größer.
Deshalb hat man oft gesagt:
Die Keim-Drüsen sollen weg-operiert werden.
Diese Operation nennt man Gonadektomie.
Keim-Drüsen heißen auch Gonaden.
Eine Gonadektomie hat schwere Folgen.
Menschen ohne Keim-Drüsen müssen immer Hormone einnehmen.
Aber niemand weiß genau:
Wie wirken diese Hormone bei verschiedenen inter-geschlechtlichen Körpern?
Das wurde bisher kaum untersucht.

Es ist besser,
die Keim-Drüsen regelmäßig zu kontrollieren.
Der Bauch wird regelmäßig abgetastet.
Und es werden Ultraschall-Untersuchungen gemacht.
So kann man feststellen,
ob die Gonaden sich verändern.
Sprechen Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin.
Jede Situation ist anders.
Denken Sie daran:
Allgemeine Empfehlungen helfen Ihnen nicht.
Es wird zwar vermutet:
Manche Variationen haben ein größeres Risiko für Krebs als andere.
Aber es gibt noch keine sicheren Zahlen.

Operationen

Es geht oft um Operationen.
Wir leben in einer Gesellschaft.
Gesellschaft bedeutet:
Eine große Gruppe von Menschen.
Menschen,
die zusammen leben.
Die Gesellschaft stellt sich vor:
So sieht ein Mädchen aus.
So sieht ein Junge aus.
Mediziner und Medizinerinnen haben lange empfohlen:
Inter-geschlechtliche Kinder sollen operiert werden.
Kinder sollen eindeutige Mädchen oder Jungen sein.
Ihre Körper werden bei einer Operation verändert.
Das wird heute immer noch gemacht.
Es gibt aber keine gesundheitlichen Gründe für diese Operationen.
Solche Operationen sind schlecht.
Sie führen oft zu neuen Problemen.
Zum Beispiel können Narben wieder aufgehen.
Oder es gibt Menschen,
die nach einer Operation Probleme beim Pipi machen haben.
Viele Menschen leiden auch seelisch nach einer Operation.
Sie wissen:
Es gab keine gesundheitlichen Gründe für die Operation.
Sie sind nicht normal.
Sie müssen anders sein,
als sie sind.
Das ist eine große Belastung.
Die Betroffen fragen sich:
Wie wäre mein Körper heute ohne die Operation?
Wäre ich heute ein anderer Mensch?
Die Operationen führen zu schweren Problemen.
Viele Betroffene werden seelisch krank.

Operationen gegen den Willen der Betroffenen sind heute verboten.
Kinder und Jugendliche haben Rechte.
Eine Operation ohne ihre Zustimmung verletzt ihre Menschen-Rechte.
Viele Ärzte und Ärztinnen empfehlen Eltern trotzdem eine Operation.
Sie sagen zum Beispiel:
Das Kind kann später bessere sexuelle Erfahrungen machen.
Operationen dürfen nur mit Zustimmung von dem Betroffenen stattfinden.
Ein Gesetz dazu gibt es noch nicht.
Viele sagen:
Ein Verbot von Operationen ohne Zustimmung muss eingeführt werden.
Ein Verbot kann inter-geschlechtlichen Menschen helfen.
Es kann helfen,
die Menschen-Rechte von inter-geschlechtlichen Menschen besser zu schützen.

Es gibt auch Operationen mit Zustimmung.
Der betroffene Mensch entscheidet sich dann selbst für die Operation.
Die Menschen müssen sich unbedingt vorher informieren:
– Bezahlt die Krankenkasse die Operation?
– Welche Folgen hat die Operation? Hier lesen Sie mehr über die Rechte
gegenüber der Krankenkasse.


[1] CAIS, PAIS und MAIS sind englische Abkürzungen.
– CAIS:
Complete Androgen Insensitivity Syndrome
– PAIS:
Partial Androgen Insensitivity Syndrome
– MAIS:
Minimal Androgen Insensitivity Syndrome

[2] Die Zahl ist die Gesamt-Zahl der Chromosomen.